EDWARD'S LECTURE NOTES:
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C O U R S E 
Orientierung Geschichte
Prof. Dr. Rainer Leng, Universität Würzburg
https://iversity.org/en/courses/orientierung-geschichte
C O U R S E   L E C T U R E 
Quellen und Quellenkritik
Notes taken on November 7, 2016 by Edward Tanguay
in der Rekonstruktion der Vergangenheit ist die Geschichtswissenschaft abhängig von den Quellen
die Quellen sind das bevorzugte Bekenntnismedium
nur das Studium der Quellen in ihrer unmittelbaren Überlieferungsform oder in kritischen Editionen schafft einen methodischen Zugang durch nicht bereits subjektive Interpretationen
Quellenkenntnis ist unverzichtbar, um wissenschaftliche Kenntnisse zu gewinnen aber auch, um bereits bestehende Erkenntnisse kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren
für die Wissenschaft ist es von entscheidener Bedeutung souverän methodisch reflektiert mit Quellen umzugehen
was ist eine Quelle
alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann
ein enormes Spektrum
1. Sachquellen
Bodenfunde
Baudenkmäler
Kunstgegenstände
die Rückschlusse auf Religion-, Kultur- oder Sozialordnung berichten
Münzen oder Gegenstände der Alltagskultur
auf Zusammenarbeit mit Nachbarwissenschaften angewiesen, z.B. Archäologie oder Kunstgeschichte
2. Bildquellen
profane oder künstlichere Darstellungen mit Aussagewert für die gesellschaftlichen Realitäten und Wertvorstellungen
in jüngerer Zeit kommen auch Audio- und Videodokumente hinzu
3. Tatsachen
methodisch schwierig in den Griff zu bekommen
z.B. der Ausgang einer Schlacht schafft Tatsachen und hat damit Quellenwert
4. Textquellen
die häufigsten Quellen
Urkunden, Briefe, Akten, Geschichtswerken, Memoiren
man muss auch etwas von den historischen Sprachstufen verstehen in den man sie geschrieben wurden
für den Antik- und Mittelalter: Griechisch und Latein
für die Neuzeit: moderne Fremdsprachen
die Sprachkompetenz muss sich auch auf die Begriffsgeschichte beziehen
z.B. das Wort Polizei
meinte ursprünglich der Gesamtbereich der öffentlichen Ordnung
das bloße Extrahieren von Informationen aus den Quellen würde nicht mehr als eine vergangene Scheinrealität schaffen
nicht jedes Ereignis der Vergangenheit hat sich in Quellen niedergeschlagen
die Quellen, die wir haben, sind oft noch widersprüchlich
häufig entstanden Quellen nur nach den Bedürfnissen der herrschaftlichen und sozialen Eliten
bis in die Neuzeit hinein, gibt es Verwaltungsquellen, Zinsregister und Dorfordnungen
aber wie die Bauern ihre Lebensbedingungen wahrnahmen bleibt im Dunkeln
Liebesdichtungen gibt es wenig nach der Antike, erst wieder im 12. Jahrhundert
Primärquellen
reflektieren zeitnah das Geschehen
z.B. für das Thema WWII: alle Dokumente, Verträge, Briefe, Tagebücher und Presse zwischen 1939-1945
Sekundärquellen
reflektieren die Vergangenheit aus einem größeren Abstand zum Teil unter reflektierende Zusammenfassung der Primärquellen
z.B. für das Thema WWII, nach dem Krieg entstandenen Memoiren
Quellenkritik
Überrest
alles, was unmittelbar von den Begebenheiten übriggeblieben ist
hat keine Überlieferungsabsicht
Geschirr, Gebäude, oder Spielsteine entstanden unmittelbar für die Bedürfnisse der Zeit, nicht für eine Botschaft an die Nachwelt
auch Register über Geburten, Taufen, und Todesfälle
sie wurden bereits angelegt damit man später einmal nachschlagen kann
dennoch sind sie zu den Überresten zu rechnen, da unmittelbare Ereignisse für einen konkreten Geschäftszweck niedergelegt wurden und nicht zu Steuerung späteren Geschichtsbilder
gelten als vergleichsweise zuverlässig
Tradition
alles, was von den Begebenheiten übriggeblieben ist, hindurchgegangen und wiedergegeben durch menschliche Auffassung
hier liegt eine konkrete Darstellungsabsichten vor, die sich an Leser späterer Zeiten richtet
bei diesen Geschichtswerken, müssen wir unbedingt berücksichtigen, dass die Ereignisse selbst gefiltert und beeinflusst von der Darstellungsabsicht des Verfassers sein können
Erziehung, Bildung, literarische Prägung
sie sind häufig von ganz spezifischen Interessen diktiert
in Memoiren gibt es eine Tendenz zu positiver Stilisierung
der Auftraggeber spielt oft auch eine große Rolle
Ereignisse werden unterdrückt, andere überbewertet
damit wird gezielt eine deformierte Memoria geschaffen, die spätere Geschichtsbilder beeinflussen soll
Epochentypische Quellen
in der Antike
Inschriften
Münzen
im Mittelalter
Urkunden
Siegel
Wappen
in der Neuzeit
Akten